Geburtsbericht Teil 2:

 

 

Nachdem ich beschlossen hatte meine Hebamme noch nicht anzurufen, konzentrierte ich mich wieder auf die Wehen. Stellte mir vor jede Wehe ist eine Welle, die mich zu meinem Baby trägt. Eine Welle die sich erst auftürmt und dann wieder nachlässt. Und anstatt mich zu verkrampfen und gegen die Welle anzukämpfen, lasse ich mich von ihr treiben. Lasse mich locker, lasse meinen Körper das tun was er tun möchte. Den er weiß instinktiv was das richtige ist. Ja, genau das war es, was die Geburt so besonders machte. Ich hatte volles Vertrauen in mich und meinen Körper. Ich wusste, ich kann es völlig alleine schaffen. Aber dennoch sehnte ich mich nun langsam nach Begleitung.  

 

 

Bild von der Geburt  

 

 

Es war etwa 4.15 Uhr. Ich weckte Steven auf und er informiert die Hebamme und Geburtsfotografin. Ich befinde mich im Vierfüßler auf die Couch gelehnt und fühle mich nicht mehr nach einem Positionswechsel. Steven sitzt neben mir und hält meine Hand. Unser Sohn schläft nebenan und bekommt von all dem nichts mit. Dann höre ich unsere Hebamme rein kommen. Zuallererst tastet sie vorsichtig mein Bauch ab, denn bei ihrem letzten Besuch lag unser Baby noch in Beckenendlage. Köpfchen ist unten. Dann kontrolliert sie die Herztöne. Alles wie es sein soll, versicherte sie mir. Aber ich bin am Ende. Möchte nur noch, dass die Wehen aufhören. „Ich kann nicht mehr“ höre ich mich sagen. „Doch kannst du“ sagt meine Hebamme ruhig. „Du machst das super“. Das gab mir neue Kraft. Und plötzlich spüre ich auch schon den Druck nach unten. Mein Körper beginnt ganz von alleine zu schieben. Und da ist sie auch schon, die erste Presswehe. „Aber die Fotografin ist ja noch gar nicht da“ entfuhr es mir. Zu sehr habe ich mich an meiner ersten Geburt orientiert, welche 14h dauerte, anstatt auf mein Gefühl zu vertrauen. Doch mit der nächsten Presswehe waren alle Gedanken wie weggeblasen. Mein Körper machte alles von alleine. Das kleine Köpfchen bahnt sich den Weg. Ich nahm meine Hand und spürte zum ersten Mal die warme, nasse, zarte Babyhaut. Kurz steht die Zeit still. Dann folgen die letzten zwei Presswehen und schon halte ich mein kleines Wunder in den Händen. Ein Mädchen sehe ich sofort. Da wird sich Papa freuen. Schnell aber vorsichtig entreißt mir die Hebamme mein Baby. Die Nabelschnur hatte sich um den Hals gewickelt. Schnell entfernt und sie gibt mir mein kleines Mädchen wieder in die Arme. Ich lasse mich auf die Knie sinken und halte mein kleines Wunder ganz fest. Erleichterung und pures Glück macht sich in mir breit. Das Köpfchen ist noch ein wenig blau, doch schon wenige Sekunden später kommt die rote Farbe ins Gesicht. Ich spüre den Atem und die zarten Bewegungen der Hände auf meiner Haut. So weich und noch voll mit Käseschmiere. Ich betrachte das süße Gesicht, die großen Strahlenden Augen und bin sofort verliebt. Dann nehme ich die Ruhe wahr, denn die Kleine weint nicht. Ist ganz entspannt. Gefangen in diesem besonderen Moment, bemerke ich nur am Rande dass auch unsere Fotografin nun hier ist. Ich lege mich mit meiner Tochter auf der Brust hin und lasse sie nicht mehr los. Die ersten Sonnenstrahlen scheinen durch das Fenster. Um 5.33 Uhr geboren mit dem Sonnenaufgang, wie passend. Denn der Name, denn wir uns für unser Mädchen rausgesucht haben, bedeutet die Sonne ☀️  

 

Doch ganz vorbei war die Geburt damit noch nicht, denn die Plazenta ließ auf sich warten…  

 

Zu Teil 3